Papa wird für Tochter zum Inselwächter

Genau 350 Jahre nach ihrem plötzlichen Verschwinden im Jahre 1659 tauchten 2009 die Inselwächter wieder in Lindau auf. Eine Narrengruppe um Gründer Achim Jaeger hatte sich den Namen nach den historischen Vorbildern gegeben und ist inzwischen gern gesehener Gast auf vielen Narrensprüngen in der Umgebung.Das hätte sich Achim Jaeger noch vor ein paar Jahren nicht träumen lassen, dass er einmal anstatt als Zuschauer bei den Narrenumzügen dabei zu sein, als Hästräger selbst mitspringt. Doch erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. Und daran ist Töchterchen Salina nicht ganz unschuldig. Im zarten Alter von zwei Jahren machte sie das erste Mal während der Fastnacht Bekanntschaft mit verrückt umherhüpfenden Hexen. Die flößten der Kleinen jedoch keine Angst ein, sondern weckten in ihr eine derartige Begeisterung, dass Papa Achim irgendwann nicht mehr anders konnte, als ihrem vehementen Drängen „Papa, das will ich auch machen“, nachzugeben. Achim Jaeger ist allerdings bedingt durch seinen Beruf viel unterwegs. Die Mitgliedschaft in einem der bestehenden Narrenvereine mit allen Rechten und Pflichten kam für ihn deshalb nicht in Frage. Er hätte nur bedingt am Vereinsleben teilnehmen können. So entstand die Idee, selbst eine Gruppe zu gründen. Die hat eine überschaubare Größe und einen begrenzten Terminkalender ausschließlich während der 5. Jahreszeit. Als Vorbild für die neue Narrengruppe dienen die Inselwächter. Sie sollen hünenhafte und ungestüme Gestalten gewesen sein, die im 30-jährigen Krieg im Auftrag der Bürgerschaft Lindau die Stadt vor Spionen und Saboteuren beschützte, indem sie Verdächtige aufhängte. Als man die Dienste der grausamen Inselwächter nicht mehr benötigte, wurden sie von der Gemeinde im Pulverturm ertränkt. Die Maske entstand in Zusammenarbeit mit Holzbildhauer Simon Stiegeler, der 2011 sogar auf der Expo in Shanghai vertreten sein wird. Sie hat eine schlammfarbige Grundierung, die an die feuchte Erde der Insel erinnert. Die Blauund Grüntöne spiegeln den Bodensee wieder. Der Kopf erinnert an einen Fisch im Menschengesicht. Das Häs ist typisch für die Kleidung des einfachen Mannes im 17. Jahrhundert: schwarzer Umhang, tiefe Kapuze, einfaches Leinenhemd, steingraue Hose.